Die Stadt gehört allen.

FFM: Garten der Oberbürgermeister-Villa besetzt. WarmUp für Aktionstag

27.09.2013 | 08:46 -- Frankfurt
Frankfurt

Am Abend wurde der Garten der leerstehenden Oberbürger-Villa am Nansenring in Frankfurt besetzt.
 
Keine Profite mit der Miete! Die Stadt gehört Allen!
 
Wir haben im Rahmen des bundesweiten „Wem gehört die Stadt? Aktionstag am 28.09.13″ den Garten der Oberbürgermeistervilla besetzt. Damit wollen wir den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Peter Feldmann, sowie Bürger*innen, Politiker*innen und die Immobilienhalter*innen auf die Wohnungsproblematik in und um Frankfurt aufmerksam machen.
 
Hört man Politiker*innen der Parteien über bezahlbaren Wohnraum und Stadtentwicklung sprechen, so diskutieren sie stets, ob es mehr Staat oder mehr Markt braucht, um die Frage nach „bezahlbarem Wohnraum“ zu lösen. Niemals wird an die Möglichkeit auch nur gedacht, dass mehr Gesellschaft, mehr Demokratie und Selbstbestimmung der bessere Weg sein könnten!
 
Was passierte in diesem Jahr in Frankfurt am Main?
 
Im laufenden Jahr wurden und werden in Frankfurt riesige Immobilienprojekte realisiert. Sie folgen der Grundlogik unseres Wirtschaftssystems: der Profitmaximierung. Die Auswirkungen sind in der ganzen Stadt spürbar.
 
Ein Beispiel: In direkter Nachbarschaft zum Gallusviertel entsteht gerade das Europaviertel – hochpreisiger Wohnraum, den sich die meisten Menschen nicht leisten können. Direkt an der Schnittstelle zwischen Europaviertel, Gallus und Messegelände wurde das Skyline Plaza eröffnet. Ein Shopping-Center ähnlich dem MyZeil mit teuren Geschäften und teurem Junkfood. Das klingt erst einmal nicht weiter schlimm, da in „Einer Stadt für Alle“ auch alle Bedürfnisse berücksichtigt werden sollten.
 
Doch durch teure Geschäfte und Wohnungen wird es auch in den umliegenden Vierteln zu weiteren Mieterhöhungen kommen. Freiwerdende Flächen im Gallusviertel sollen „luxussaniert“ werden, so dass diese „Vorposten“ auch dort den Mietspiegel anheben werden. Die Ortsansässigen und Zugezogenen werden früher oder später gezwungen sein, ihr Heim zu verlassen.
 
Für wen wird hier also gebaut und saniert? Soll das Ganze etwa der Entwicklung der „Einen Stadt für Alle“ dienen? Oder wird hier nicht vielmehr eine Vertreibungsspirale und (a)soziale Separationspolitik weitergetrieben, wie sie in den vergangengen Jahrzehnten bereits im West- und Nordend, in Bornheim, Bockenheim und dem Bahnhofsviertel durchgezogen wird und nun auf das Gallus und das Ostend ausgedehnt werden soll? – Unerwünschte Menschen, etwa Obdachlose oder Menschen mit Migrationshintergrund sollen aus den Vierteln vertrieben werden.
 
Auch im übrigen Stadtgebiet werden Häuser aus Spekulationsgründen entmietet und stehen danach leer, um nach dem Verfall aufgewertet und gewinnbringend weiterverkauft zu werden (z.B. durch Bauwerte GmbH, Franconofurt AG, Area GmbH). Vor dem Wohnraum war es der Büroraum, der die Grund-und Bodenpreise und somit alle Mietpreise in die Höhe trieb. Die Elite-Stadt Frankfurt hat seit Jahrzehnten definiert, für wen die Stadt da sein soll. So stehen allein im Bereich der Büroflächen aktuell ca. 2 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer – wer trotzdem in ein Haus einzieht, wird kriminalisiert und muss mit harter Repression rechnen.
 
So geschah es wieder zuletzt, als im Stadtteil Gallus nicht erkennbare Polizisten in Zivil die Anwesenden im Stadtteilzentrum „Blauer Block“ regelrecht überfielen, anstatt mit den Besetzer*innen zu verhandeln. Das Haus wurde gewaltvoll geräumt. Und das, obwohl kurz zuvor Abgeordnete verschiedener Parteien das selbstorganisierte Zentrum besuchten und grundsätzliche Gesprächsbereitschaft und Wohlwollen signalisierten. – Das ist nur ein Beispiel von vielen. So sollten sich die Stadtoberen auch gut überlegen, wie sie sich im Falle des Club Voltaire in der Frankfurter Innenstadt verhalten werden: ob ein überregional anerkannter Ort des politischen und kulturellen Diskurses nach über 50jähriger Geschichte wegen 7000 Euro Schulden geschlossen werden muss oder ob er unterstützt wird.
 
…und dann kam da noch der Fluglärm…
 
Auch in den Wohngebieten, die vom anwachsenden Fluglärm betroffen sind, dienen die Politiker*innen ausschließlich den Expansionsinteressen der Fraport. Wer sich durch den Fluglärm gestört fühlt, dem soll keine andere Wahl gelassen werden als das Eigenheim zu verkaufen oder aus der Mietwohnung auszuziehen. Diese Konsequenz wird billigend in Kauf genommen, da die permanente Flughafenerweiterung den Marktradikalen als Wachstums- und Wohlstandsmotor gilt.
 
Die Stadt darf nicht dem Markt überlassen werden!
 
Wir (eine kleine Gruppe von occupyaktiven Bürger*innen, Student*innen, Arbeiter*innen, Künstler*innen und Obdachlosen aus Frankfurt) sind schockiert über die ideologischen Scheuklappen und die Kapitalhörigkeit „unserer“ Politiker*innen.
 
Wir sind davon überzeugt, dass eine echte, an den verschiedenen menschlichen Bedürfnissen orientierte, demokratische Stadtpolitik nur in zunehmender Solidarisierung und in der Selbstbestimmung möglichst vieler Menschen reifen kann.
 
Darum fordern wir:
 
Keine Profite mit der Miete! Die Stadt gehört Allen!
 
Ausstieg aus dem profitorientierten Wohnungsmarkt!
 
Verbot spekulativer Leerstände!
 
Anerkennung und Förderung selbstorganisierter Wohn- und Stadtteilprojekte!
 
In einem ersten Schritt wollen wir gemeinsam realistische Perspektiven entwicken, wie der verfügbare Wohnraum sukzessive dem Kapitalmarkt entzogen und vergesellschaftet werden kann. Deutschlandweit und global gibt es bereits tausende Beispiele dafür, wie es anders geht. Als ein Beispiel sei hier die Idee des direkt finanzierten Mietkaufs genannt: die Einzelmieten fließen in die Häuser und nicht in die Geldbörsen einiger weniger.
 
Es fehlt nicht an Perspektiven, sondern nur an politischem Willen im Wohle der Allgemeinheit neue Wege einzuschlagen…
 
Darum rufen wir alle Bürger*innen dazu auf, sich am Samstag den 28.9.13 mit dem Aktionsbündnis „Wem gehört die Stadt?“ zu solidarisieren und um 16 Uhr an der Demonstration ab Hauptbahnhof/ Kaiersack teilzunehmen.
 

https://keineprofitemitdermiete.org/
 
In Solidarität mit allen Wohnungsvertriebenen
die kleine Gruppe von occupyaktiven Bürger*innen, Student*innen, Arbeiter*innen, Künstler*innen und Obdachlosen
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